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Tagung Stadterneuerung im Klimawandel
2. November 2023 @ 8:00 - 3. November 2023 @ 17:00
Seit vielen Jahren stellen die globalen Klimaveränderungen nicht mehr lediglich eine vage Zukunftsvorstellung dar, sondern beeinflussen nicht zuletzt unseren städtischen Alltag auch in Deutschland nachdrücklich. Spätestens seit dem Hitzesommer 2018 und den Aktivitäten von Fridays for Future steht der Klimawandel auch ganz oben auf der gesellschaftlichen Agenda.
Die Herausforderungen, die sich aus dem Klimawandel ergegeben, sind bereits seit geraumer Zeit als Handlungserfordernisse in der Stadtentwicklung angekommen – Bund, Länder und Kommunen haben – flankiert von zahlreichen Forschungsarbeiten, Modellvorhaben und Pilotprojekten – Programme, Strategien und Konzepte für eine „klimagerechte“ Stadtentwicklung auf den Weg gebracht. Diese sind allerdings immer wieder auf unterschiedliche Probleme gestoßen, die nicht nur umstrittene politische Einschätzungen ihrer Relevanz widerspiegeln, sondern ganz unmittelbar mit den Möglichkeiten und Grenzen der Stadtentwicklungspolitik zu tun haben.
So weisen zahlreiche politische Ansätze zum Umgang mit dem Klimawandel – von der Energiepolitik bis zur Verkehrspolitik – zwar Bezüge zur Stadtentwicklung auf, haben aber deutliche technische oder sektorale Schwerpunkte. Selten greifen klimabezogene Fachkonzepte mit gesamtstädtischem Bezug und integerierte teilräumliche Quartierskonzepte nahtlos ineinander. Wie mithilfe einer Beeinflussung der baulich-räumlichen Strukturen durch integrierte Stadtentwicklungsansätze Beiträge gerade zum Klimaschutz zu leisten wären, ist dagegen bis heute nicht abschließend geklärt. Auch gibt es nur wenige quartiersbezogene Lösungsansätze.
Gerade vor dem Hintergrund der spürbaren Erwärmung im Sommer und angesichts der steigenden Verantwortung für Klimafragen gewinnt der Aspekt der Klimaanpassung gegenüber den etablierteren Belangen und Konzepten des Klimaschutzes allmählich an Bedeutung. Vielfältige, teils unverbundene und nicht immer abschließend auf ihre Wirkung überprüfte Politikansätze streben insbesondere eine Klimaanpassung an, bisweilen aber auch Maßnahmen zum Klimaschutz. Diese sind auf unterschiedlichen Ebenen beobachtbar, von der Bundespolitik bis zur lokalen Initiative von unten, und haben inzwischen auch die öffentlich geförderte Stadterneuerung erreicht.
Auf der Ebene der Bundesregierung ist der Klimabezug der Stadterneuerung zwar gewachsen. Die Bundesregierung hat mit dem Klimaschutzgesetz von 2021 die Klimaneutralität bis 2045 festgeschrieben, was weitreichende Folgen insbesondere auch für Bestandsentwicklung hat. Bei der Reform der Städtebauförderung 2019 wurden Klimafragen nur teilweise angesprochen – in der Verwaltungsvereinbarung sind Klimaschutz und Klimaanpassung eine Fördervoraussetzung. Die Fördersystematiken von Bau- und Wirtschaftsministerium im Hinblick auf Klimaschutz und Klimaanpassung leben aber nebeneinander her. Mit der KfW existiert eine Förderinstitution, die neben den vorrangig quartiersbezogenen Ansätzen der Städtebauförderung nicht zuletzt sehr bedeutsame gebäudebezogene Anpassungsmaßnahmen unterstützt, die in der Praxis oft nicht mit der Städtebauförderung verknüpft sind.
Im Rahmen der Tagung sollen vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen vor allem die Beziehungen zwischen der quartiersbezogenen Stadterneuerung und dem Klimawandel ganz grundsätzlich thematisiert werden. Im Mittelpunkt stehen folgende Fragen:
· Auf welchen positiven Erfahrungen und Erfolgsfaktoren kann die quartiersbezogene Stadterneuerung im Hinblick auf Klimafragen aufbauen?
· Welche Herausforderungen stehen bei Klimaanpassung und Klimaschutz in deutschen Städten im Rahmen der quartiersbezogenen Stadterneuerung in den nächsten Jahren im Mittelpunkt?
· Welche Themenschwerpunkte haben kommunale Stadterneuerungsmaßnahmen und wie spiegeln sich in ihnen Anforderungen an Klimaanpassung und Klimaschutz wider?
· Welche Konsequenzen hat die geforderte Klimaneutralität bis 2045 für die Bestandsentwicklung, hinsichtlich Wärmeversorgung, Stadtgestalt, Denkmalschutz, sozialer Erneuerung?
· Welche Folgen haben die Anforderungen an die grüne, blaue, graue und weiße Stadt für die Praxis der Stadterneuerung hinsichtlich öffentlichem Raum, Stadtgrün, Mobilität, teilweise Rückbauten, Gestaltungsfragen?
· Welche Zielkonflikte zwischen Klimaanpassung und Klimaschutz zeigen sich auf der Quartiersebene und wie kann darauf reagiert werden? Welche Rolle spielen dabei die Ziele der Nachverdichtung und Nutzungsmischung? Lassen sich bessere Synergien erzeugen?
· Wie können Klimaschutz und Klimaanpassung stärker in der Städtebauförderung verankert werden, insbesondere in vorbereitenden Untersuchungen oder den Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepten?
· Wie sollten künftig die Sanierungsverfahren und Städtebauprogramme ausgestaltet werden, um Klimathemen besser zu verankern?
· Wie können Klimakonzepte nach KFW 432 künftig stärker mit der Stadterneuerung verzahnt werden? Wie kann das Klima- oder Sanierungsmanagement stärker mit dem Quartiersmanagement vernetzt werden?
· Welche explizit quartiersbezogenen Handlungsansätze gibt es bezüglich Klimafragen und in welchem Verhältnis stehen sie zu gebäudebezogenen Förderprogrammen und Aktivitäten?
· Welche gesellschaftlichen Gruppen und Akteur*innen sind für die klimagerechte Stadterneuerung wichtig? Wie können die Fachleute hier stärker kooperieren? Wie könnte ein möglichst klimagerechtes Alltagsleben in den Städten gefördert werden?
· Wie können gesamtstädtische Klimakonzepte stärker mit den integrierten Entwicklungskonzepten der Stadterneuerung verknüpft werden?
Tagungsthema